EEG / Hirnstromkurve

 

Voraussetzungen

Die Hirnstromkurve heisst im medizinischen Sprachgebrauch Elektro-Enzephalo-Gramm oder abgekürzt EEG. Dabei werden auf der Kopfhaut (ohne die Haare zu rasieren) Elektroden nach genauem Ausmessen in standardisierter und international vergleichbarer Norm («sog. Ten-Twenty-System») angebracht, d.h. unter eine Netzhaube geklemmt. Zur Verbesserung der elektro-technischen Ableitung wird eine Paste zwischen Kopfhaut und Elektroden zur Verminderung der Widerstände appliziert. Dies kann manchmal zu Juckreiz führen, fügt Ihrem Kind aber keine Schmerzen zu. Gerade Kleinkinder wehren sich häufig gegen eine Manipulation am Kopf. Ablenkungsmöglichkeiten wie Spielzeuge, elektronische Medien wie iPad und insbesondere Ihre geschätzte Mitarbeit als Eltern können hier die Ableitung deutlich erleichtern. Bei Kleinkindern und Säuglingen sind Nuggis, Schoppen oder Lieblings-Gegenstände auch sehr hilfreich. Die Elektroden messen schliesslich die elektrische Spannung im Bereich der oberflächlichen Nervenzellverbände der Hirnrinde und zeichnen diese als Kurve auf einem Bildschirm auf. Die Spannungen im Bereich tieferer Hirnstrukturen können damit aber nicht gemessen werden. Wichtig ist, dass bei dieser Methode nur Spannungen gemessen werden, also keine Ströme ins Hirn zugeführt werden. Die Ableitung ist somit ungefährlich!

Durchführung der Ableitung

  1. Konventionelles EEG:
    Ein EEG mit Ausmessung und Platzierung der Elektroden sowie mit Ableitung der Hirnströme (ca. 25 Minuten) unter Videoaufzeichnung dauert im Wachzustand insgesamt 1 – 1 1/2 Std. Diese beinhaltet auch eine Stimulation mit Photostimulation (repetitives Blitzlicht, «Discolicht») in verschiedenen Frequenzen und Hyperventilation (vertiefter und schneller Atmung während 3 Minuten), mit der z.B. bei fast allen Kindern mit Absenzenepilepsie Anfälle resp. Absenzen ausgelöst werden können.
    Wiederholt schlafen die PatientInnen spontan ein, was eine bessere, diagnostische Aussagekraft erlaubt, aber üblicherweise 35 Min. oder auch länger dauern kann. Falls täglich mehrmals auftretende epileptische Anfälle oder auffällige, tägliche Episoden wie Bewegungsauffälligkeiten aufgezeichnet werden sollen, kann die Ableitzeit auch deutlich länger andauern, bis ein Anfall resp. eine Episode erfasst werden kann.
  2. Selten wird auch ein Schlafentzugs-EEG benötigt:
    Wenn das normale Wach-EEG normal ausfällt, kann je nach Situation auf Grund eines klinisch eindeutigen epileptischen Anfalls, nachtgebundenen Episoden oder einer vermuteten, zugrundeliegenden Epilepsie auch ein Schlafentzugs-EEG zur besseren Darstellung von epilepsiespezifischen Veränderungen notwendig sein. Ihr Kind sollte dabei in der Nacht bis zum EEG am Folgetag (idR um 08.00 Uhr) einen Schlafentzug durchmachen. Die Dauer des Schlafentzugs wird Ihnen individuell, d.h. abhängig vom Alter Ihres Kindes mitgeteilt werden.

Anmerkung

  • Derjenige Elternteil, der mit dem Kind in der Nacht wach bleibt, sollte am andern Tag nicht das Fahrzeug in die Praxis lenken auf Grund der erhöhten Unfallgefahr bei Müdigkeit am Steuer. Und: auf dem Transport zu uns in die Praxis sollte das Kind dabei nicht einschlafen.
  • Durch ein Schlafentzugs-EEG können selten epileptische Anfälle provoziert werden. Da dies beim Schlafentzug schon zu Hause auftreten kann, müssen die Eltern wissen, wie sie im Falle eines Krampfanfalls reagieren müssen. Bei Eltern, welche das Wachbleiben nachts oder die Verantwortung eines provozierten Anfalls nicht übernehmen möchten, gibt es die Möglichkeit einer Kurzhospitalisation für eine Nacht in der Klinik für Kinder und Jugendliche, im Stadtspital Triemli.